Projekte zur Digitalisierung
Spätestens mit Beginn der Pandemie haben neben Taschenrechner und digitalen Tafeln weitere digitale Medien wie Erklärvideos oder Tablets mit Apps Einzug in den Mathematikunterricht aller Schulstufen erhalten. Der Umgang mit digitalen Medien und die digitale Gestaltung fachlichen Lernens stellt somit eine wesentliche Querschnittaufgabe der Lehrkräftebildung dar. Die Arbeitsgruppe Fetzer widmet sich auf der Ebene der Forschung und der Lehre in verschiedenen Teilprojekten dem Themenkomplex Digitalisierung.
Lernen im Mathematikunterricht ist von einem Spezifikum geprägt: Mathematische Begriffe und Kenntnisse sind abstrakter Natur, sie sind nicht empirisch fassbar und keinem Wahrnehmungskanal zugänglich. Mathematische Konzepte bedürfen einer Repräsentation, unser einziger Zugang zu ihnen sind Objekte, Zeichen und Wörter. Entsprechend groß ist die Bedeutung von Arbeitsmitteln und Materialien, von Tafel, Tablet und Papier sowohl in der Unterrichtspraxis als auch in der mathematikdidaktischen Forschung. Doch welche Rolle spielen Arbeitsmittel und Materialien? Inwiefern können insbesondere digitale Settings mathematisches Lernen begünstigen? Welches Potenzial bieten Lernumgebungen im digitalen Kontext?
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Marei Fetzer
„Mathe mit Links“ ist im Kontext der Digitalisierung ein hochaktuelles Projekt, welches nah an den Bedarfen der Praxis für große regionale und überregionale Sichtbarkeit im Bereich Lehrerbildung der ersten bis dritten Phase sorgen und durch eine anzubahnende Nutzbarkeitsstudie wissenschaftlich begleitet werden soll.
Ziel von „Mathe mit Links“ ist die Entwicklung und Erstellung einer Datenbank zu Apps für mathematisches Lernen und Lehren in der Primarstufe. Die Datenbank bietet Lehrerinnen und Lehrern eine Orientierung in der Vielzahl an digitalen Angeboten und ermöglicht eine gezielte Suche nach Apps zu spezifischen (Unterrichts) Inhalten. Insbesondere soll eine fachliche und didaktische Einschätzung der Potenziale im Hinblick auf mathematisches Lernen in der Datenbank bereitgestellt werden. So sollen Lehrkräfte befähigt werden, das Arbeiten mit Mathe-Apps gezielt in ihren alltäglichen Mathematikunterricht zu integrieren und Unterricht in einer zunehmend digitalisierten Welt weiterzuentwickeln.
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Marei Fetzer
Welche (Veränderungs-) Prozesse finden in einem Lehrkräftekollegium einer Grundschule in Bezug auf den Mathematikunterricht statt, wenn die Kreidetafeln durch digitale Tafeln ersetzt werden? Um dieser Frage nachzugehen, werden im Rahmen einer Langzeitstudie seit Mai 2023 Daten auf folgenden Ebenen erhoben und analysiert:
- Interviews mit den Lehrkräften und der Schulleitung
- Videos von Mathematikstunden mit digitalen Tafeln
- Beobachtungen vom Schulalltag im und außerhalb des Mathematikunterrichts
- Beobachtung von Gruppendiskussionen zum Thema
- Dokumentation des Fortbildungsangebots und des Besuchs der entsprechenden Fortbildungen
- Interviews mit Schüler*innen
Ansprechpartnerin: Julia Bräuer
Projekte zu Sprache – Mehrsprachigkeit – Mathematik
Sprache spielt eine entscheidende Rolle beim mathematischen Lernen. Von sprachsensiblem Mathematikunterricht profitieren alle Kinder – aber die sprachlich schwachen in besonderem Maße. Das betrifft in vielen Fällen Kinder mit Migrationshintergrund. Bislang in der Forschung weitgehend unbeachtet bleibt eine Perspektive auf Mehrsprachigkeit als Ressource und als besonderes Potenzial für mathematisches Lernen. Diesem Forschungsdesiderat widmen wir uns in der Arbeitsgruppe in verschiedenen Projekten.
„Mehrsprachigkeit als Ressource beim Lernen von Mathematik nutzen“ ist eine universitätsübergreifende Forschungsgruppe. Es forschen, diskutieren und publizieren die AG Fetzer und die AG Söbbeke, beide BUW, gemeinsam mit der AG Schreiber der Justus Liebig Universität Gießen.
Ansprechpartnerinnen: Prof. Dr. Marei Fetzer und Prof. Dr. Söbbeke
Viele Schüler*innen an deutschen Grundschulen sind mehrsprachig. Dies wird häufig mit Herausforderungen verbunden. In der mathematikdidaktischen Forschung werden allerdings zunehmend auch mögliche Chancen der Mehrsprachigkeit in den Blick genommen. So zeigen einige empirische Studien positive Einflüsse auf die Vorstellungsentwicklung oder die Partizipation an Unterrichtsgesprächen. Die meisten dieser Untersuchungen finden jedoch erst in der Sekundarstufe oder der späten Grundschulzeit statt. Zu diesem Zeitpunkt ist die sprachlich-schulische Sozialisation schon fortgeschritten und auch der Schriftspracherwerb in seinen Grundzügen bereits abgeschlossen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob zu einem früheren Zeitpunkt andere Bedingungen und Chancen für den Einbezug der Mehrsprachigkeit herrschen. In diesem Forschungsprojekt soll deshalb die Nutzung der Mehrsprachigkeit im mathematischen Anfangsunterricht untersucht werden. Dafür sollen mehrsprachige Lernprozesse im ersten Schuljahr initiiert, im Rahmen einer empirischen Longitudinalstudie begleitet und mit qualitativen Methoden beforscht werden.
Ansprechpartnerin: Sonja Deegener
Soziomediale Organisation unterrichtlicher Wissensproduktion in Phasen gruppenförmigen Arbeitens
Kooperationspartnerin im DFG-Projekt unter der Leitung von Jun.-Prof. Matthias Herrle (BUW), Dr. Markus Hoffmann (Universität zu Köln), Prof. Matthias Proske (Universität zu Köln)
Soziologie der Objekte – Mit Objekten rechnen
Mathematiklernen ohne handelnden Umgang mit Dingen und Objekten ist kaum vorstellbar. Doch welche Rolle spielen Objekte in mathematischen Lehr- Lernprozessen? Im Hinblick auf die Entwicklung mathematikdidaktischer Lerntheorien nehme ich Objekte unter Rückgriff auf Latour (2005) soziologisch in den Blick und fasse sie als Akteure im unterrichtlichen Interaktionsgeschehen auf. Im Rahmen einer Soziologie der Objekte interessieren theoretische und methodologische Fragestellungen, die der mathematikdidaktischen Grundlagenforschung zuzurechnen sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der empirischen Rekonstruktion von Beteiligungsstrukturen und der Identifikation spezifischer Interaktionsmuster analoger bzw. digitaler Settings. So wird ein besseres Verständnis darüber möglich, inwiefern wir „Mit Objekten rechnen“ können.
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Marei Fetzer